Der Herzensschritt

WARNUNG! In diesem Beitrag wird der Leser dazu aufgefordert einige Übungen durchzuführen, um das Geschriebene vom Gehirn in den Körper zu transferieren. Wenn Du Dich entscheidest über diese Zeilen hinaus zu lesen, erklärst Du Dich automatisch bereit an den dargestellten Übungen teilzunehmen. Weiterlesen auf eigene Gefahr! 😉

Was macht man, wenn man nach den kältesten Nächten seines Lebens an einen Ort kommt, an dem 40 Grad Celsius heißes Wasser aus dem Felsen sprudelt und sich, einem Whirlpool gleich, in kleinen Becken sammelt? Man zieht sich aus und springt rein? Nein! Du suhlst Dich vor Freude im Schlamm wie ein Schweinchen!

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Foto: Kataleya von Rosenberg

Es ist schon verrückt, wie das Leben manchmal so spielt. Vor einer Woche saß man auf gleicher Höhe in einem kleinen Dorf fest, in dem solch bitterkalte Temperaturen herrschten, dass man die Milch hätte in Metern verkaufen müssen. Jetzt hingegen herrschen dank Thermalwasser und strahlendem Sonnenschein schon fast karibische Verhältnisse. Dieser Nachmittag im heißen Quellwasser bildete den krönenden Abschluss einer sehr erholsamen und nährenden Woche, da er unsere Körper genauso tiefgehend erwärmte, wie die Menschen unsere Seelen.

Den Auftakt zu dieser Woche bildete unserer Abreise aus Parinacota. Das Ziel hieß Putre. Ein kleines Bergdorf auf 3500m Höhe. Aufgrund der niedrigen Einwohnerzahlen dieser Region verkehrten keine Busse zwischen den Dörfern. Wir machten uns also zu Fuß auf den 45km langen Weg. Unsere Hoffnung war es, an der Hauptverkehrsstraße trampen zu können. Die Alpäkerin Marta, welche die Hauptrolle in unserem letzten Beitrag („Der Polare Schritt“) spielte, versicherte uns, dass wir kein Problem haben würden auf diese Art weiter zu reisen. Wir standen dem Ganzen etwas skeptisch gegenüber, da wir in Peru keine guten Erfahrungen mit dem Trampen gemacht hatten. Mit Sack und Pack marschierten wir also in Richtung Ortsausgang, während sich in unseren Köpfen die Szenarien stundenlangen Wartens abspielten. Drei Minuten später hielt ein uns entgegenkommendes Auto an und fragte, wo wir hinwollten. Unser Ziel Putre lag genau in der entgegengesetzten Richtung des Fahrzeugs. Dennoch signalisierten uns die beiden freundlichen Chilenos bei ihnen einzusteigen. Sie drehten um und fuhren uns 20km zurück in jene Richtung, aus der sie gerade kamen. An einer Kreuzung zweier Hauptverkehrsstraßen setzen sie uns ab, versorgten uns mit Bananen und einer Orange und erklärten uns, dass eine Menge LKWs diese Kreuzung passieren und uns mitnehmen würden. Wir waren etwas überwältigt von der Herzlichkeit dieser beiden Menschen und überlegten ernsthaft, wann wir das letzte Mal in Deutschland für zwei Anhalter einen 40km weiten Umweg in Kauf genommen hatten und ihnen dann auch noch etwas von unserem Essen schenkten. Lange mussten wir nicht überlegen. Noch nie! Gerne wollten wir etwas zurückgeben, doch Geld wollten sie nicht. Ein riesiges Dankeschön und eine herzliche Umarmung schienen ihnen auszureichen.

Als die beiden abgefahren waren wurde uns klar, dass wir uns mitten im Nirgendwo befanden. Hier war nichts. Außer zwei Alpakas! Und da zögert der deutsche Tourist doch nicht lange. Kamera raus, Stativ aufgebaut, neben dem Alpaka positioniert und Feuer frei!

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Foto: Kataleya von Rosenberg | Bearbeitung: https://pkfotografie.com

Bei diesem kleinen Fotoshooting wurde uns auch die enge genetische Verwandtschaft von Alpaka und Lama klar. Im Foto erkennt man deutlich jenen Gesichtsausdruck, den man aufsetzt, wenn einem ein Alpaka gerade auf den Ärmel geschnäuzt hat. Ich dachte mir „Andere Länder, andere Sitten“ und interpretierte es als ein nett gemeintes „Willkommen in Chile“ von Seiten des Alpakas. Die mir anerzogene Höflichkeit verlangte es natürlich, mich den hier herrschenden Sitten und Gebräuchen anzupassen und diesen lieblichen Willkommensgruß gebührend zu erwidern. Just in jenem Moment jedoch, als ich meinte ausreichend Begrüßungsflüssigkeit angesammelt zu haben, um herzlichst zurück schnäuzen zu können, hielt ein LKW vor uns an und setzte diesem außergewöhnlichen Willkommensritual glücklicherweise ein Ende. Der Fahrer war mit seiner Ladung auf dem Weg von Bolivien nach Arica (Chile). Dabei lag Putre genau auf seinem Weg, weswegen er uns mitnehmen wolle. Was sagt man dazu? Das war verkehrte Welt. Nicht wir fragten ihn, ob er uns mitnehmen könne, sondern er fragte uns, ob er uns mitnehmen DARF! Wir entsinnten uns an unsere Zeit in Deutschland zurück und fragten uns abermals, wann wir das letzte Mal einem Menschen mit großem Rucksack FREIWILLIG angeboten hatten bei uns mitzufahren. Und wieder lautete die Antwort… Noch nie! Uns fiel es etwas schwer mit dieser Hilfsbereitschaft richtig umgehen zu können, da wir das Gefühl hatten, es nicht zurückgeben zu können. Doch wieder schien es nicht so, als wolle dieser nette Mensch etwas zurückhaben. Eine kleine Unterhaltung, Interesse an seinem Leben und ein von Herzen kommendes Danke waren ihm genug. Er brachte uns bis zu einer Wegkreuzung 5km vor Putre, von wo aus wir bequem das Städtchen zu Fuß erreichen konnten. Es war gerade einmal 13 Uhr. In nicht einmal einer Stunde sind wir zweimal per Anhalter gefahren und haben 40 der insgesamt 45km zurückgelegt. Es lief also wesentlich reibungsloser als gedacht, weswegen die letzten 5km zu Fuß ein Klacks wären.

Wir hatten unsere Rucksäcke noch nicht einmal richtig aufgeschnallt, da hielt ein kleiner PickUp Truck an und signalisierte uns schnell einzusteigen. Zehn Minuten später waren wir in Putre. Was war hier los? In sechs Wochen Peru hat es mit dem Trampen nicht ein einziges Mal geklappt und hier hielten die Menschen freiwillig an. Die Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft war wirklich beeindruckend.

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Foto: Kataleya von Rosenberg

Jetzt standen wir genau zur Mittagszeit auf dem niedlichen Marktplatz Putres und hatten nur noch eine einzige Aufgabe. Eine Unterkunft finden. Unser eigentlicher Plan war es, auf einem kleinen Stück grünem Gras unser Zelt zu errichten, in der Hoffnung, dass die Nächte im 1000m tiefer gelegenen Putre etwas angenehmer sind. Wir machten uns also auf, um die Umgebung zu erkunden, als uns ein junger Mann mit dunklem Haar, Sonnenbrille und einem breiten Lächeln im Gesicht entgegenkam.

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Foto: Kataleya von Rosenberg

Da uns die riesigen Rucksäcke und fragenden Gesichter zweifelsfrei als Touristen entlarvten, sprach er uns ohne zu zögern an und fragte, ob wir eine Unterkunft benötigten. Wir sagten ihm, dass wir eigentlich versuchen wollten zu campen, um unseren Geldbeutel zu schonen, doch das schien er geschickt zu überhören. Er sagte, ihm gehöre ein Hostel und wir sollen es uns dort gemütlich machen und warten, bis er vom Mittagessen zurückkommt. Dann würden wir eine Lösung finden. Und die fanden wir auch. Eine halbe Stunde später kehrte er zurück, bat uns ein Zimmer im hinteren Teil des Hostels an und meinte, wir könnten dort kostenlos übernachten, wenn es uns ausreicht.
Am Arsch mit „ausreichen“! Das war perfekt! Zwar gab es kein Bett, aber dafür Gemeinschaftsbäder mit Warmwasser, eine Küche für alle Gäste und Internet. Nach den arschkalten Nächten in Chungara und Parinacota war es genau das, wonach wir uns sehnten. So lernten wir also Ricardo kennen. Einen der herzlichsten und hilfsbereitesten Menschen, deren Bekanntschaft wir machen durften.

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Foto: Kataleya von Rosenberg

Da saßen wir nun verdutzt im Hostel vor Springbrunnen, Tischtennisplatte, Hängematte und fragten uns, was hier los sei? In nicht einmal zwei Stunden haben uns drei Menschen vollkommen freiwillig in ihren Autos mitgenommen, uns ihr Essen geschenkt und uns in ihr Hostel eingeladen, ohne das geringste zurück zu verlangen. Dafür gab es nur zwei Erklärungen. Entweder „Dumm hat Schwein“ oder hier im Norden Chiles haben die Menschen eine komplett andere Auffassung, was den Umgang mit ihren Mitmenschen betrifft.

In unserer Unfähigkeit diese Geschenke des Lebens ohne ein schlechtes Gewissen annehmen zu können, versuchten wir das großzügige Angebot Ricardos mit Garten- und Reparaturarbeiten im Hostel auszugleichen. Doch das war schlichtweg unmöglich. Ricardo wollte einfach nicht aufhören nett zu sein. 😉 Von Zeit zu Zeit lud er uns zum Essen ein, brachte uns Getränke mit oder spielte Gitarre und sang für uns. Mit seinem Geist der Herzlichkeit prägte er die gesamte Atmosphäre des Hostels. Alle Gäste waren offenherzig, liebenswürdig und hilfsbereit. Es wurde viel geredet und gelacht. Abends kochte man gemeinsam und unternahm zusammen Ausflüge. Hier sollte für uns zum ersten Mal auf dieser Reise ein wahres Gefühl von Verbundenheit entstehen. Man fühlte sich nicht wie ein Fremder, der als Tourist von außen die Menschen und die Kultur des Landes beobachtet. Vielmehr fühlte man sich wie ein Mitmensch. Vielleicht besteht eine der wichtigsten Lehren des Lebens darin, zu lernen, wie man aus seinem „Gegenüber“ einen Mitmenschen machen kann. Doch dazu muss man ihn einladen, sich neben einen zu stellen. Nur so schaut und geht man schließlich miteinander in dieselbe Richtung.


Es gibt ein Band das uns verbindet
Unbeirrt von Zeit und Raum
Magisch sich um Herzen windet
Und sie verwebt zum Lebensbaum.
(Jonathan von Rosenberg)


Nachdem wir einige Tage mit Ricardo und den restlichen Hostelgästen verbracht hatten, schlenderten Kata und ich durch das Städtchen und suchten nach einer Möglichkeit etwas von dem zurückzugeben, was uns gegeben wurde. Doch das gestaltete sich aus zwei Gründen nicht ganz leicht. Erstens brauchte Ricardo nichts von dem, was wir besaßen. Essen, Kleidung, Ausrüstung oder gar Geld hätte er niemals angenommen. Natürlich hätten wir ihm etwas schenken können, was von Herzen kommt, aber wir waren uns unsicher, ob ihm Arterien gefallen würden. Die sind nicht jedermanns Sache.
Zweitens (und das ist der entscheidende Punkt) geben Menschen wie Ricardo aus dem einfachen Bedürfnis heraus etwas zu geben. Sie wollen keine Gegenleistung haben, denn das würde ihr Geschenk zu einem bloßen Tauschgeschäft degradieren. Damit wäre für diese Menschen der komplette Akt des Schenkens zerstört. Wer von Herzen gibt, möchte nichts zurückbekommen. Selbst ein „Danke“ ist schon fast zu viel des Guten. Für solche Menschen ist das Annehmen des Geschenkes Dank und Befriedigung genug. Und das schien mir doch die höchste Kunst des Gebens.


 Das Geben um des Gebens Willen
Scheint mir doch die höchste Lust
Nur so vermag der Mensch zu stillen
Seinen eignen Liebesdurst.

Diese Kunst ist reinen Herzens
Trägt sie doch in ihrem Kern
Die Heilung allen Weltenschmerzes
Da sie vereint uns nah und fern.
Jonathan von Rosenberg


Auf unserer Suche nach einem passenden Ausgleich für all die Herzlichkeit die wir erfuhren, sollte uns wieder einmal das Barfußgehen zu Hilfe eilen. Unsere Gedanken schweiften vom Thema ab und wir begannen die Laufstile der Umhergehenden zu analysieren. Das ist etwas, was wir sehr regalmäßig tun, da es uns unsere eigenen Fehler beim Gehen aufzuzeigen vermag. Dabei fiel uns auf, dass einer der entscheidendsten Punkte des Barfußgehens im Blog bis dato unerwähnt geblieben ist. Die Technik! Natürlich zieht man nicht einfach seine Schuhe aus und geht umher wie es einem gefällt. Wo kämen wir denn hin, wenn jeder gehen könnte wie er wollte! Nein… auch das Gehen will gelernt sein. 😉 Deswegen laden wir Dich nun ein, Deine Schuhe auszuziehen und ein wenig mit uns zu experimentieren. Erinnere Dich. Wenn Du bis zu diesem Punkt gelesen hast, hast Du bereits eingewilligt mitzumachen. 😉

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Foto: Kataleya von Rosenberg

Die meisten Menschen sind Fersengänger. Das heißt, die Ferse ist der erste Teil, der beim Gehen den Boden berührt. Und das ist auch ganz normal, denn schließlich läuft jeder so herum. Das Problem ist nur, dass normal nicht immer optimal bedeutet. Könnte es also sein, dass neben dem normalen Laufstil auch ein optimaler Laufstil existiert? Wenn wir uns die immer länger werdende Liste der häufigsten Wehwehchen von uns deutschen «Couch-Klößen» anschauen, dann kann man nur hoffen, dass das ein oder andere einfache Heilmittel existiert, welches dem beschleunigten Verfall der Schlabbermasse, die wir Körper nennen, entgegenwirken kann. Zur Erleichterung aller sei gesagt, dass solch ein Hausmittelchen tatsächlich existiert. Das Gehen! Doch wie es scheint, haben wir Menschen selbst diese einfache Sache mit der Zeit verlernt. Deswegen ähnelt unser Gehen eher einem «Sinnlosen-durch-die-Gegend-hacken», als einem geschmeidigen Voranschreiten. Während also die ganze Welt hektisch umher trampelte, kamen einige Menschen auf die “idiotische Idee”, eines der grundlegendsten Bewegungsmuster des Menschen auf den Kopf zu stellen und mit dem Vorderfüßlein aufzukommen.

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Foto: Kataleya von Rosenberg

Verrückte! Nachdem sich nun jeder Schuhhersteller größte Mühe gegeben hatte, eine möglichst dicke Sohle unter die geschundene Ferse zu basteln, gibt es auf einmal Menschen, die das gar nicht mehr wollen. Wie nervig! Können die Leute nicht einfach Mal das machen was Nike, Adidas und Co. Ihnen vorschreiben?!? Wie dem auch sei… diese Durchgeknallten, die beim Gehen auf ihrem Ballen anstatt der Ferse aufkamen, besaßen auch noch die Frechheit zu behaupten es sei gesünder! Na jetzt schlägts aber Dreizehn! Erst die hübschen Schuhe nicht anziehen wollen und dann auch noch behaupten ihr Laufstil sei gesünder und natürlicher für den Körper. Glücklicherweise war die Gegenbewegung der verrückten Ballengänger relativ klein und sorgte nur für wenig Aufsehen. Problematisch für die Sportschuhhersteller wurde es erst dann, als die ersten Afrikaner bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen barfußlaufend an diversen Marathons teilnahmen und diese auch noch gewannen! Sowas ungezogenes! Kein Anstand die Menschen. Zu dieser Zeit war nämlich schon längst das Medienzeitalter angebrochen, was das Verheimlichen dieser Tatsache deutlich erschwerte. Deshalb begannen sich auch einige Forscher für diese ″neue″ Lauftechnik zu interessieren und Altbekanntes in Frage zu stellen. Noch so eine schlimme Angewohnheit von Menschen. Nach fleißigem Forschen fand man heraus, dass es durchaus sein könnte, dass das Auftreten auf dem Vorderfuß beim Barfußlaufen tatsächlich die natürlichere Variante für unseren Bewegungsapparat ist. Komisch… das macht doch alles keinen Sinn. Warum werden dann bitte Tag für Tag Millionen Babys mit frisch geputzten Nike-Tretern geboren?!? Rätsel über Rätsel! Der nächste Hype kam dann mit dem Buch „Born to run“, welches zum starken Anwachsen der barfuß- und vorderfußlaufenden Verrückten führte und sogar Firmen wie Vibram® dazu veranlasste, sogenannte „Barfußschuhe“ zu entwickeln. Auch wenn das Oxymoron „Barfußschuh“ für unseren geschundenen Körper einen wundervollen Schritt nach vorne darstellte, so kommt es natürlich darauf an, sie richtig zu nutzen. Und das tut man nur im Ballengang.

Was macht also den Ballengang so viel gesünder als den Fersengang?


Das Schädel-Knüppel-Bratpfannen-Phänomen

Experiment Nr.1

Da man nie etwas erklären sollte, was sich mit Taten zeigen lässt, werde ich mir das gesamte Herumgelaber sparen und DICH arbeiten lassen. Deine Schuhe hast Du ja schon ausgezogen, stimmts? Gut! Dann geh jetzt raus auf die Straße (jaaa… barfuß) und jogge 20m auf und ab. Joggen nicht gehen! Sollte es in Strömen gießen, dann nimm den Hausflur oder ähnliches. Wichtig ist, dass es ein wirklich harter Untergrund ist. Asphalt eignet sich da am besten. Und während Du einfach losjoggst, achtest Du darauf, mit welchem Teil Deines Fußes Du als erstes aufkommst. Das ist wichtig! Also los! Ich meine es ernst! Alles Folgende baut auf diesem Experiment auf. Schließlich begreift man nur das wirklich tiefgehend, was man am eigenen Leib erfahren hat. Wenn Du es nicht selbst ausprobierst, wären alle folgenden Worte verschwendete Liebesmühe meinerseits und darauf habe ich keine Lust, da das Schreiben dieser Texte enorm viel Zeit in Anspruch nimmt und es deshalb gefälligst auch Früchte tragen soll! 😉 Also los jetzt! Schuhe aus, harten Untergrund suchen, ein paar Meter auf und ab joggen und darauf achten, welcher Teil Deines Fußes den Untergrund als erstes berührt. Ich schreibe nicht weiter, bis Du es versucht hast…………

Und? Wie war es? Bei den unzähligen Menschen, mit denen wir dieses Experiment durchgeführt haben, war bis jetzt keiner dabei, der auf die dämliche Idee kam, beim Joggen auf Asphalt mit der Ferse als erstes aufzukommen. So als ob der Körper instinktiv weiß, dass das gründlich schiefgehen würde. Die Erschütterungen wären einfach viel zu stark. Selbst die passioniertesten Jogger, die das Programm des Fersenganges täglich fester in ihre Zellen eintrainieren, wechseln ganz instinktiv zum Ballengang, wenn man ihnen das weiche Polster unter der Ferse entfernt. Das Erstaunlichste für mich war dabei, dass die meisten Leute den Wechsel des Laufstiles nicht einmal bemerkten. Sie taten es ganz unbewusst und mussten im Nachhinein von uns darauf hingewiesen werden. Aus Spaß darfst Du auch gerne einmal zwischen Ballen- und Fersengang hin und her wechseln, um den enormen Unterschied, den es auf Deinen Körper hat, wirklich zu spüren. Los…..!
Bei diesem Experiment dreht es sich jedoch nur um das BarfußLAUFEN (Joggen), nicht um das BarfußGEHEN. Dafür machen wir jetzt Experiment Nummer 2.


Experiment Nr. 2

Hierfür darfst Du sogar in der Wohnung bleiben. Such Dir den härtesten Untergrund, der Dir zur Verfügung steht und halte Dir die Ohren zu, sodass Du wirklich nichts mehr hören kannst. Jetzt geh ein paar Schritte barfuß in Deinem gewohnten Laufstil (Fersengang). Hörst Du das „Dong, Dong, Dong“ bei jedem Schritt? Stell Dir vor, dass jedes „Dong“ eine unnötige Stauchung Deiner Gelenke bedeutet, weil die Last Deines kompletten Körpergewichts ungefedert auf sie einwirkt. Und das bei jedem einzelnen Schritt! Das macht bei dem Durchschnitt der deutschen «Couch-Klöße» geschätzte 37 Stauchungen pro Woche. Das sind 6 Stauchungen jeden Tag. Am Sonntag dann nur eine einzige. Da wird nicht so viel herumgegangen. Irgendwann muss man sich ja auch mal ausruhen dürfen!
Nein… Spaß und Arschtritt bei Seite. Jeder Schritt staucht beim Fersengang auf hartem Untergrund kräftig in die Gelenke hinein, was summiert über Tage, Wochen, Monate, Jahre und Jahrzehnte eine immense und vor allem unnötige Belastung des Bewegungsapparates bedeutet. Und es wird umso schlimmer, wenn Du statt eines Waschbrettes eine Industriewaschmaschine vor Dir herschleppst. Um es noch bildlicher darzustellen, erkläre ich es nochmal folgendermaßen. Was sich in Deinen Gelenken bei jedem Schritt im Fersengang abspielt ist ungefähr so, als würde Dir jemand den lieben langen Tag mit einer Bratpfanne auf Deinen Kopf knüppeln. Und nach 60 Jahren wunderst Du Dich auch noch ernsthaft, warum Dir ganz plötzlich und unerwartet der Schädel brummt und die Pfanne Dellen hat! Idiotisch! Passenderweise nennen wir auch die beiden Teile unserer Gelenke, die miteinander in ständigem Kontakt stehen, GelenkPFANNE und GelenkKOPF! Und denen ergeht es gleichermaßen, wenn sie bei Schritt und Tritt aufeinanderprallen.

Führe das Experiment nochmal durch, aber wechsle dieses Mal auf den Ballengang und höre, ob sich das „Dongsen“ verändert. Los…! Wenn Du Dich nicht ganz dämlich anstellst, sollte das dumpfe Geräusch vollkommen verschwunden sein. Diese Erschütterungen sind übrigens auch im gesamten Körper spürbar. Am leichtesten kannst Du sie Dir mit Experiment Nr. 3 bewusstmachen. Es stammt aus dem wundervollen Buch „GODO“ von Dr. Peter Greb.

Experiment Nr. 3

Du darfst Deine Finger jetzt aus den Ohren ziehen und Deine Hände auf Deinen unteren Rücken legen. Das ist höchstwahrscheinlich der Teil, der Dir dank des ständigen Sitzens sowieso schon ständig weh tut. Jetzt geh nochmal auf und ab. Erst im Fersengang und dann im Ballengang. Los…! Fühlst Du die leichten Erschütterungen im Fersengang, die von den Hacken hinauf in die Wirbelsäule wandern? Im Ballengang verschwinden die Erschütterungen in der Wirbelsäule genauso sicher, wie das „Dongsen“ im vorherigen Experiment verschwand.


Das Sackgang-Phänomen

Vielleicht ist Dir ebenfalls aufgefallen, dass Du im Ballengang generell wesentlich leiser und weicher läufst. Er ähnelt dem Schleichen einer Raubkatze, wohingegen der Fersengang dem Getrampel eines Walrosses gleicht. Vielleicht wird einem jetzt auch klar, warum der schlaue deutsche Volksmund die Ferse umgangssprachlich auch als Hacke bezeichnet. Denn genau das macht man. Im Hackengang hackt man sich durchs Leben. Hingegen tut man es im Ballengang dem Balletttänzer gleich und tanzt sich durchs Leben.


Im Hackengang hackt man sich durchs Leben. Im Ballengang tanzt man sich durchs Leben.


Mir dröhnen allerdings jetzt schon die Aufschreie Vieler in den Ohren, dass sich der Ballengang vollkommen komisch anfühlt. Doch komisch fühlt sich auch das Arschabwischen mit der linken Hand an, was noch lange nicht bedeutet, dass es falsch ist! An neue motorische Bewegungsabläufe muss sich das Gewohnheitstier Körper immer erst gewöhnen.

Hat man seine Entdeckerlust jedoch tatsächlich wecken können und wagt seine Ersten Schritte im Ballengang, kommen einem eine ganze Fülle positiver Veränderungen zu gute. Auf den Großteil werden wir nach und nach in den nächsten Beiträgen detaillierter eingehen. Jetzt erstmal wieder zurück zum Thema…

Kata und ich befanden uns immer noch auf dem Marktplatz von Putre und unterhielten uns über das Barfußgehen, den Ballengang und das Gehen im Allgemeinen. Zeitgleich überlegten wir weiterhin verzweifelt, wie wir die erlebte Herzlichkeit Ricardos und der Anderen erwidern könnten. Bis jetzt hatte uns das Barfußgehen immer etwas lehren können. Warum also nicht auch hier? In einem kurzen Moment der Ruhe schoss mir plötzlich ein Gedanke durch den Kopf, der alles glasklar erscheinen ließ und uns beide herzlich zum Lachen brachte. Er stammt aus der Feder Dr. Peter Grebs, der einer der ersten verrückten Vorderfußläufer unserer Zeit war.

Mittlerweile ist es wohl hoffentlich ausreichend bekannt, dass verschiedene Zonen der Fußsohle in engem Zusammenhang mit bestimmten Organen des Körpers stehen. So überraschend die organübergreifende Einheit unseres Organismus für den ein oder anderen flotten Mediziner auch sein mag, so lange ist diese Tatsache bereits im asiatischen Raum bekannt. Dort entdeckten die Mediziner schon vor tausenden Jahren die Akkupressurpunkte der Fußsohle. Ob Du daran glaubst oder nicht ist erst einmal scheiß egal, denn das Interessante dabei ist folgendes. Genau in der Mitte des Fußballens befindet sich der Akkupressurpunkt des Herzens. In Mitten der Ferse hingegen liegt der Akkupressurpunkt für Eierstöcke und Hoden! Welche Tatsache lässt sich also daraus für unser eigenes Leben und das Gehen ableiten? Der Ballengänger geht mit dem Herzen durchs Leben. Der Hackengänger hingegen geht sich ständig auf den Sack!


Ballengang ist Herzensgang. Hackengang ist Sackgang!


Ach wieviel Spaß der ‹Große Lachende› da oben wohl bei der Gestaltung des menschlichen Körpers gehabt haben muss. Da legte er doch tatsächlich Hoden und Eierstöcke direkt unters Hackebeil, der alte Witzbold.

Und welch herrliches Sinnbild sich dadurch ergibt. Im Hackengang hacken wir ständig durchs Leben und gehen uns selbst auf die Eier. Im Ballengang schreiten wir einem Tänzer gleich geschmeidig und beherzt durchs Leben. Auf diese Weise zeigte sich auch mal wieder die enge Verbindung zwischen Gehen und Leben. Man macht es nur dann richtig, wenn man es mit dem Herzen macht! Ansonsten geht es einem nur gehörig auf den Sack.


Man geht und lebt nur dann richtig, wenn man es mit dem Herzen macht.


Und erst dann, wenn man mit dem Herzen lebt, kann man auch geben ohne Gegenleistungen zu erwarten. Dieser Fakt spiegelt sich sogar im Liebesleben der Menschen wieder und besonders die Frauen dieser Welt kennen jenes Phänomen sehr gut. Jungs, deren Hirn sich größtenteils im Genitalbereich befindet, wollen immer nur etwas haben und tun sich mit dem Geben sehr schwer. Männer hingegen, deren Vernunft sich bereits im Herzen angesiedelt hat, sind fähig sehr viel zu geben, ohne unbedingt etwas zurückhaben zu wollen. Sei es nun emotional oder körperlich. Genau das war auch das Geheimnis all der herzlichen Menschen, die wir diese Woche kennenlernten. Sie lebten aus ihrem Herzen und schenkten ohne Erwartungen. Genau dieselbe Wandlung können wir auch im Gehen vollziehen. Wir können das Leben vom Sackgang in den Herzensgang wandeln, indem wir auf den Ballen anstatt den Fersen durchs Leben schreiten. Damit machen wir aus dem Hackenschritt einen Herzensschritt.


Das Pinguin-Fregatten-Phänomen

Auch wenn das gerade Geschriebene eine sehr wichtige Erkenntnis für uns war, so hatten wir immer noch keine Möglichkeit gefunden, wie wir unsere Dankbarkeit für Ricardo zeigen konnten. Wir beobachteten die Leute weiter beim Gehen und suchten nach einer Lösung. Dabei fiel uns die unglaubliche Steifheit auf, mit der die Vielzahl der Menschen durchs Leben wankt. Und je älter die Menschen zu sein schienen, umso steifer liefen sie umher. Das fällt einem nicht nur in Putre, sondern in allen Teilen der Welt auf. Je älter und runder die Herrschaften und Damenschaften sind, desto weniger Gelenke scheinen aktiv am Gehvorgang beteiligt zu sein. Zum Schluss ähnelt das Gehen dann eher dem Watscheln eines Pinguins, anstatt dem grazilen Schreiten einer Raubkatze. Da schaukelt der gesamte Rumpf der Oma so stark hin und her, dass einem augenblicklich klar wird, warum der deutsche Volksmund die betagten Damen auch gerne als „Alte Fregatten“ bezeichnet. Und von Zeit zu Zeit schaukeln sich die Omas und Opas so stark auf, dass sie kentern und kläglichen Schiffbruch erleiden. Dabei wäre all das mittels der Zuhilfenahme der fürs Gehen normalerweise vorhergesehenen Gelenke zu verhindern gewesen. Aber nach 60 Jahren des Gelenkpfanne- auf Gelenkkopfschlagens schmerzen die Gelenke wahrscheinlich viel zu sehr, um noch benutzt werden zu können. Wie sollte es auch anders sein!?!


Das Tiefkühllachs-Becken

Zum Glück jedoch lässt sich diesem Teufelskreis Einhalt gebieten, indem man frühzeitig richtig geht. Der wichtigste Punkt beim richtigen Gehen ist nicht etwa das Barfußgehen oder der Ballengang, sondern das Einbeziehen des gesamten Körpers. Vom großen Zeh bis zum Scheitel. Es gibt keinen einzigen Teil unseres Bewegungsapparates, der nicht am Gehvorgang beteiligt werden sollte. Egal ob Du Dich entscheidest Dir auf die Eier zu treten oder mit dem Herzen zu gehen… wichtig ist, dass alle Gelenke Deines Körpers zusammenarbeiten. Sobald wir auch nur ein einziges Gelenk steif lassen, staucht sich die gesamte Bewegung an diesem Ort und gibt all ihre Energie dort frei. Kommt man dazu auch noch mit der Hacke auf, ist die Stauchung umso größer.

Eines der am meisten in Vergessenheit geratenen Gelenke, welches meist nur noch junge und lebenslustige Frauen zu nutzen wissen, ist das Hüftgelenk. So gerne man einem hübschen Hüftschwung als Mann auch hinterherpfeift, so sehr pfeift man selbst darauf. Wenn man geht und besonders wenn Mann geht, gleicht das Becken eher einem Tiefkühllachs. Stocksteif! Das bedeutet, dass sich der gesamte Impuls des Aufpralls auf dem Boden im Hüftgelenk staucht, weil es ihm versteift entgegensteht, anstatt ihn durch etwas Nachgiebigkeit aufzunehmen und noch oben weiterzuleiten. Das Ganze wäre gar nicht mal so schlimm, wenn die vorhergehenden Gelenke ihrer Aufgabe als „Puffer“ nachkommen könnten. Doch durch den Hackengang funktioniert das leider nicht, denn durch ihn setzen wir alle Gelenke vorab schachmatt.


Die «Kette des Gehens»

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Foto: Kataleya von Rosenberg

Probiere es aus! Mach drei ″normale″ Schritte im Hackengang und bleibe beim vierten Schritt in dem Moment stehen, wenn Deine Hacke den Boden berührt. Jetzt nicht bewegen! Dein Fuß ist in dieser Position wahrscheinlich komplett in Richtung Kopf gezogen, was alle Zehengelenke, das Mittelfußgelenke und das Fußgelenk außer Gefecht setzt. Dein Knie ist fast komplett durchgestreckt und besitzt deshalb kaum noch puffernde Wirkung. Das bedeutet, dass der gesamte Impuls von Deiner Ferse direkt in das Hüftgelenk geleitet wird. Und da Dein Becken so unbeweglich ist wie ein Sack Zement, haut die HüftgelenksPFANNE dem HüftgelenksKOPF ordentlich eins über den Schädel. Und nach Jahrzehnten tut es dann weh. Oh Wunder!

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Foto: Kataleya von Rosenberg

Das gleiche Experiment kann man auch im Ballengang wagen. Probiere es aus! Drei Schritte im Ballengang und beim vierten auf dem Ballen stehen bleiben, während die Ferse noch leicht in der Luft ist. Der Unterschied sollte jedem sofort klarwerden. Der Fuß als Einheit ist ganz aktiv am Gehvorgang beteiligt und starrt nicht nur dumm Löcher in den Himmel. Mittelfuß und Fußgelenk federn bereits einen Großteil des Impulses ab, wodurch beim Auftreten kaum noch ein Schock entsteht. Auch die vollkommen in Vergessenheit geratenen Knübbelchen am vorderen Teil des Fußes, welche einst kräftige Zehen darstellten, können plötzlich wieder ihrer eigentlichen Aufgabe nachgehen und leicht „in den Boden greifen“, um unsere Standfestigkeit zu erhöhen und den entstanden Druck im Fuß gleichmäßig zu verteilen. Des Weiteren ist das Knie beim Aufsetzen etwas gebeugter als beim Hackengang, was dessen puffernde Wirkung deutlich erhöht. Selbst wenn Deine Hüfte jetzt noch immer „toter Hund“ spielt, ist der dort ankommenden Impuls verschwindend gering. Ich kann es nur immer wieder sagen. Probiere es aus! Mach den Versuch und gehe barfuß über einen harten Untergrund, während Du zwischen Hacken- und Herzgang hin und her wechselst. Leg dabei Deine Hände seitlich an Deine Hüftgelenke und konzentriere Dich auf sie. Wie fühlt es sich an? Nochmal… Du musst es machen! Darüber zu reden oder zu lesen bringt überhaupt nichts! Das führt nur dazu, dass sich noch mehr nutzloser Müll in Deiner Wissensdatenbank ansammelt, ohne dass Du es durch eigene Erfahrungen überprüft hast.

Wenn Du Dir allerdings bereits die Zeit geschenkt und alle Übungen gemacht hast, dann wirst Du wissen, von was ich schreibe. In diesem Fall können wir auch einen Schritt weitergehen.

Das tote Becken! Ich habe eine Theorie zur Ursache der Versteifung des Beckens, welche jedoch Teil eines anderen Beitrages werden soll. Wichtig ist im Moment nur, dass wir das Ding irgendwie vorläufig wiederbelebt bekommen, damit wir dem «Pinguin-Fregatten-Phänomen» frühzeitig entgegenwirken und sinnloses Umkippen vermeiden können.

Wie bereits erwähnt, ist richtiges Gehen eine Ganzkörperbewegung, die sich vom großen Zeh bis zum Scheitel erstreckt und nicht etwa am Becken stoppt. Wenn es uns also gelingt, dass Becken bei jedem Schritt leicht zur Seite kippen zu lassen, um es diesem Gelenk zu ermöglichen, den noch vorhandenen Impuls des Auftretens aufzunehmen und nach oben zu leiten, anstatt sich ihm stur entgegen zu stellen, dann wären wir schon einen gigantischen Schritt weiter. Denn das würde dazu führen, dass das arme Köpfchen des Oberschenkelknochens von der bösen Hüftgelenkspfanne verschont bliebe, da das abkippende Becken den Impuls in die Lendenwirbelsäule weiterleitet, welche durch diese feinen Auf- und Abbewegungen des Beckens mit jedem Schritt sanft mobilisiert werden würde. Fast jeder Deutsche leidet nämlich früher oder später an Schmerzen im unteren Rücken. Was wir oft vergessen, ist der Fakt, dass die gesamte Wirbelsäule ein einziges riesiges Gelenk darstellt, welches wiederum aus zahlreichen kleineren Gelenken besteht, die die Wirbelkörper untereinander verbinden und beweglich machen. Und diese Gelenke wollen bewegt werden! Deswegen nennen die schlauen Mediziner den Verbund aus Muskeln, Knochen, Sehen, Bändern und Gelenken auch den Bewegungsapparat! Der heißt so, weil man ihn bewegen soll und nicht damit man mit ihm halbtot auf der Couch vergammelt. Doch was machen die meisten von uns den Großteil des Tages? Sitzen! Egal ob auf Arbeit, auf dem Weg zur Arbeit oder Zuhause. Da lastet nun das gesamte Gewicht unseres Oberkörpers auf den kleinen Gelenken der Lendenwirbelsäule und rührt sich keinen Zentimeter. Und nach acht Stunden des fast durchgängigen Sitzens wundern wir uns ernsthaft, dass dieser Teil schmerzt. Aber wer würde sich bitteschön freiwillig einen 50kg schweren Zementsack auf den Kopf schnallen und sich dann auch noch wundern, wenn nach acht Stunden des Tragens der Nacken schmerzt? Keiner! Man würde sich wohl eher wundern, wenn er es nicht täte. Genau das gleiche machen wir jedoch täglich mit unserem unteren Rücken, wenn wir fast ausschließlich sitzen.

Der Ballengang samt der Wiederbelebung des Beckens verschafft der geschundenen Wirbelsäule also endlich wieder die erhoffte Bewegung und obendrein noch eine deutlich verringerte Stauchung, weil die fünf vorhergehenden Gelenke den Großteil des Impulses bereits abgefedert haben. Als nächster Teil der «Kette des Gehens» folgen nach Becken und Lendenwirbelsäule die Arme. Die Arme hängen nämlich nicht nur sinnlos wie zwei weichgekochte Spaghetti aus den Ärmeln heraus, sondern schwingen fleißig mit. Und zwar nicht vom Ellenbogen, sondern vom Schultergelenk aus. Den Armen obliegt nämlich die Aufgabe, den in der Lendenwirbelsäule angekommenen Impuls mittels ihres Schwunges an die Brustwirbelsäule zu übertragen. Das ist wichtig! Denn wenn es sich in der Lendenwirbelsäule staut, wird aus Bewegungsenergie plötzlich statische Energie, was natürlich den Bedürfnissen eines BEWEGUNGS-Apparates entgegensteht und zu Schäden führen muss.

Armschwung und Brustwirbelsäulenbewegung nehmen einen weiteren Teil des Impulses auf und leiten den Rest an die Halswirbelsäule weiter. Doch auch hier darf es sich nicht stauen. Die «Kette des Gehens» endet erst am Scheitel. Gleich nach den berühmten Schmerzen im Kreuz sind nämlich auch Kopfschmerzen, Nackenschmerzen und Migräne beliebte Plagegeister vieler Erwachsener. Und wen wundert es denn? Kommt doch auch an diesem wichtigen Körperteil kein Furz Bewegung an. Meist bewegt sich das Köpfchen doch nur dann auf und ab, wenn sich der Blick vom Handy zum Computer oder Fernseher verschiebt. Und jetzt, da die meisten Geräte bereits alles Drei in einem bieten, bewegt sich bei den meisten Leuten gar nichts mehr. Außer der rechte Daumen! Der erlebt gerade seine Blütezeit. So groß wie bei uns war das Gehirnareal, welches für die Bewegung dieses Körperteils zuständig ist, nämlich noch nie. Und das ist tatsächlich traurige Wahrheit. Schließlich wächst nur das, was man nutzt. Deshalb warte ich gespannt auf jenen Tag, an dem man elektrische Geräte wie Handys ausschließlich mittels seines Gehirnes bedienen kann. Dann hat auch dieser Körperteil vielleicht wieder eine Chance auf Wachstum. Doch zurück zum Thema.

Wie bekommt man den Impuls von der Halswirbelsäule hoch zum Scheitel? Erstens… Kopf hoch! Man lässt niemals und unter keinen Umständen den Kopf hängen. Das war schon die lebenslange Kernaussage meiner verstorbenen Ur-Oma. Und diese alleinstehende Frau hatte zwei Weltkriege durchgemacht, nebenbei fünf hungrige Mäuler gestopft und bis zu Ihrem 80. Lebensjahr die Kohleeimer und Wasserkästen eigenhändig in ihre Wohnung geschleppt. Unsereins würde bei dem ganzen Touch-Screen-Gefummel nach so einer Kohleaktion die zarten Händchen voller Blasen haben. Gemerkt sei also… Kopf hoch! Doch wie ziehen wir das schwere Köpfchen in Richtung Himmel, wo es doch voller trister Gedanken ist? Ganz einfach… mit Hilfe unserer Mundwinkel. An dieser Stelle kommt jetzt auch das letzte Gelenk der «Kette des Gehens» ins Spiel. Das Kiefergelenk. Denn dieses öffnet sich leicht und die Mundwinkel biegen sich gen Himmel. Das nennt man «Dumm-in-der-Gegend-Herumgrinsen». Noch so eine essentielle Fähigkeit, die wir in unserem Zeitalter völlig vergessen haben. Dadurch verschinden die schweren Gedanken nämlich wie von selbst und das Köpfchen richtet sich von alleine auf, wodurch der Impuls des Gehens nach oben zum Scheitel geleitet wird, wo er den Körper endlich verlassen kann. Was danach mit ihm passiert, weiß ich nicht. Vielleicht wachsen dem Einen oder Anderen dank der vermehrten Energie wieder Haare auf dem Köpfchen oder es bildet sich nach einiger Zeit ein hübscher Heiligenschein. Wäre ja auch mal was.

Merke Dir also… Ballengang, Hüftschwung, Armschwung, Kopf hoch und Lächeln (so richtig mit Zähnen und so! Halt das volle Programm!) Ganz simpel oder? Das Ganze machst Du zweimal täglich 20 Minuten und der Großteil Deiner Wohlstandswehwehchen wird sich in Luft auflösen. Bitteschön!

An dieser Stelle wird es nun interessant. Du denkst jetzt bestimmt, dass wir uns mit dem ganzen Gerede über die Technik des Barfußgehens meilenweit vom ursprünglichen Thema „Herzlichkeit“ entfernt haben. Doch dem ist nicht im Geringsten so. Tatsächlich fanden Kata und ich die Lösung unseres Problems, versteckt in dem zuvor geschriebenen Text. Ist es Dir auch aufgefallen? Hast Du bemerkt, wie sich eine Weisheit des Lebens heimlich zwischen die Zeilen geschmuggelt hat, um entdeckt werden zu können? So macht es das Leben immer mit Ihren Weisheiten. Sie verwebt sie zu einem Netz aus Wahrheiten, welches wir Gegenwart nennen und dessen Geheimnisse sich in jedem Augenblick offenbaren. Jedoch nur für jene Augen, die nach ihnen Ausschau halten.

Obwohl es also im vorhergehenden Abschnitt ausschließlich um die technischen Aspekte des Barfußgehens zu gehen schien, drehte sich in Wahrheit nichts darum. Es war nur der oberflächliche Schleier des Ganzen. In der Tiefe der Zeilen entdeckten wir die Lösung zu unserer Frage, was wir Ricardo zurückgeben könnten. Und die Antwort war ganz einfach. Nichts! Gaaarnichts! Denn ein Geschenk des Herzens wird nicht zurückgegeben, sondern weitergegeben! Verstehst Du? Genauso wie es unserer Körper beim richtigen Gehen macht. Jeder Schritt beginnt mit dem Herzen (Ballengang) und der daraus entstandene Impuls wird von einem Gelenk an das nächste weitergegeben. Nur so kann die «Kette des Gehens» überhaupt erst entstehen. Alles andere wäre auch vollkommener Unsinn. Stell Dir vor, dass Kniegelenk würde den Impuls (das Geschenk) an das Fußgelenk zurückgeben! Dann gingen alle weiteren Gelenke leer aus und Gehen wäre völlig unmöglich, da die Energie nur zwischen jenen beiden Teilen hin und her kreisen würde. Um des Gehens Willen möchte das Fußgelenk gar nichts zurückhaben. Es will nur, dass das Kniegelenk den Impuls annimmt und weiterverschenkt. Jetzt verstanden wir es. Die Frage war nie, was wir Ricardo zurückgeben könnten, sondern vielmehr, was wir an jemand anderen weitergeben könnten. Das war die Lösung unseres Problems und im Gehen stand sie geschrieben. Die «Kette des Gehens» funktioniert einzig und alleine durch Weitergabe, wodurch sich alle Gelenke des Körpers zu einer Einheit verbinden. Und so läuft es auch im Leben. Nur wenn die Geschenke des Lebens von Mensch zu Mensch weitergegeben werden, kann das entstehen, was man die «Kette des Gebens» nennt. Diese ist es, die alle Lebewesen dieser Erde miteinander verbindet.

Diese Wahrheit einmal erkannt, überlegten wir, an wen wir die Geschenke des Lebens am besten weitergeben könnten. Und da fiel uns Kuri ein.

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Foto: Kataleya von Rosenberg

Wir hatten Kuri während unseres Aufenthaltes in Nazca kennengelernt. Er ist ein 21-jähriger Venezolaner, der aufgrund des dort herrschenden Bürgerkrieges nach Peru geflohen war. Zum einen suchte Kuri Sicherheit und Glück, zum anderen jedoch auch einen Weg, seinen besten Freund, welcher sich immer noch in Venezuela befand, aus dieser Hölle zu retten. Das Problem war bloß wie immer das Geld. Als wir Kuri kennenlernten, belief sich sein gesamtes Vermögen auf 70 peruanische Soles. Das entspricht ungefähr 20 Dollar. Er arbeitete im Hostel für Kost und Logie, um sich irgendwie über Wasser halten zu können. Kuris Ziel und Aufgabe war es, genügend Geld für seinen Freund anzusparen. Zum einen musste der venezolanische Reisepass bezahlt werden (ca. 50$) und zum anderen die lange Reise von Venezuela nach Peru. Gemeinsam wollten die beiden dann weiter nach Santiago de Chile reisen, da dort die Gehälter südamerikaweit am höchsten sind. Zudem liegt der Lebensstandard Chiles auf europäischem Niveau, was das Leben dort sehr angenehm macht. Insgesamt brauchten sie 200$ zur Erfüllung ihres Traumes, von denen sie gemeinsam erst 40$ angespart hatten. Mit dem Geldverdienen lief es in Peru äußerst schlecht. Keiner wollte einen jungen Venezolaner ohne Ausbildung anstellen. Da saß Kuri nun in Nazca fest und wartete auf bessere Tage.

An diesem Punkt kommt nun die «Kette des Gebens» ins Spiel. Wir wollten an Kuri weitergeben, was uns zuvor gegeben wurde. Kuri brauchte einen bezahlten Job, eine Unterkunft und Verpflegung. Wir dachten uns, dass wir in Putre vielleicht etwas Dementsprechendes finden könnten. Und auch wenn wir in dieser kleinen Stadt keinen kannten, der einen Job zu vergeben hatte, so kannten wir doch jemanden, der uns mit Sicherheit weiterhelfen konnte. Ricardo! Denn der war mit der halben Stadt befreundet. Wir liefen zurück ins Hostel und erzählten ihm von unserem Plan. Er tätigte zwei Telefonanrufe und wurde sofort fündig. Ein befreundeter Restaurantbesitzer brauchte einen Kellner. Er würde Unterkunft, Verpflegung und Arbeitskleidung stellen. Obendrauf gäbe es noch einen Lohn von 500$ monatlich bar auf die Hand. Das Beste an der Sache war jedoch, dass Kuri sofort anfangen sollte. All das ging so schnell und lief so perfekt, dass wir es kaum glauben konnten. Doch wir vertrauten Ricardo und seinem Freund. Sofort schrieben wir Kuri eine Nachricht mit den hervorragenden Neuigkeiten und ermunterten ihn, sich unverzüglich in den nächsten Bus zu setzten und die 2000km nach Putre zu kommen. Der konnte es jedoch auch nicht ganz glauben. Seit einem viertel Jahr hatte er vergebens nach einem Job in Peru gesucht und nichts hatte funktioniert. Und jetzt sollte es auf einmal so einfach gehen? Doch er wagte das Risiko und machte den Ersten Schritt in Richtung einer besseren Zukunft. Umgehend kaufte er sich ein Busticket und machte sich auf den langen Weg nach Chile. Das einzige Problem war jetzt noch, dass seine 20$ gerade mal von Nazca bis nach Arica (Chile) reichten. Dann war er restlos pleite. Doch wir versicherten ihm, dass es kein Problem sein würde von Arica nach Putre zu trampen. Leider waren wir da wohl etwas zu voreilig. Als Kuri nach 20 Stunden Busfahrt in Arica ankam, versuchte er stundenlang eine Mitfahrtgelegenheit zu finden, doch funktionieren wollte es nicht. Um 21 Uhr gab er auf und verbrauchte seine letzten Cent, um sich ein paar Minuten in einem Internetcafé zu erkaufen. Er schrieb uns mehrere Nachrichten in denen er verzweifelt um Hilfe bat. Es war nachts und er hatte kein Geld, kein Essen, kein Trinken, keine Unterkunft und stand zudem noch in einem ihm völlig fremden Land. Das nenne ich mal einen Fehltritt und zugleich eine riesige Ent-Täuschung. Doch glücklicherweise ist das noch nicht das Ende der Geschichte. Wieder einmal baten wir Ricardo um Hilfe. Der rief einen Freund in Arica an, welcher Kuri kurz darauf abholte und ihm einen Schlafplatz in seinem Haus anbot. Ja gibt’s denn das?!? Wieder einmal fragten wir uns, wann wir das letzte Mal einen wildfremden Menschen nachts von der Straße aufgelesen und ihm einen Schlafplatz bei uns angeboten hatten. Und wieder war die Antwort… Noch nie!
Am nächsten Tag versuchte Kuri sein Glück erneut. Doch entweder hatte er riesiges Pech oder sein Handgepäck bestand aus einer Kettensäge und einem abgetrennten Schafkopf. Auf jeden Fall wollte ihn keiner mitnehmen. Und da er nicht einmal mehr Geld für ein paar Minuten im Internet hatte, musste er selbst eine Lösung finden. Nach stundenlangem Herumfragen landetet er letztendlich bei einer chilenischen Familie, die ihn bei sich übernachten ließ und ihm zudem auch noch das Busticket nach Putre bezahlte. Unglaublich!

Dann war es endlich soweit. Am nächsten Morgen um 11 Uhr kam Kuri erschöpft, aber glücklich in Putre an!

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Foto: Kataleya von Rosenberg

Ach waren wir alle froh, dass es tatsächlich geklappt hat. Drei Tage hatte es von der Entstehung der Idee, bis zu Kuris Ankunft gedauert. Und eine Stunde später stand er bereits in seiner Kellnertracht im Restaurant und arbeitet. Auch der Besitzer hatte also sein Wort gehalten. Nun würde Kuri in einem Monat so viel verdienen, dass er seinen Freund sicher nach Chile holen kann und immer noch ausreichend Geld übrigbliebe, damit die beiden mit dem Bus an ihr Endziel Santiago de Chile fahren könnten. Für das gleiche Geld hätte Kuri in Peru ein halbes Jahr arbeiten müssen, vorausgesetzt er hätte einen Job gefunden.

Diese Erfahrung ist das beste Beispiel für die «Kette des Gebens». Da schließt sich eine ganze Reihe Menschen zusammen, um einem einzelnen Menschen zu helfen, den sie nicht einmal kennen. Kata und ich hatten die Idee, Ricardo hatte die Kontakte, der Restaurantbesitzer den Job, der Freund Ricardos eine dringend benötigte Unterkunft und eine unbekannte chilenische Familie beherbergte Kuri und schenkte ihm das notwendige Busticket. Und letzten Endes Kuri selbst, der all die Strapazen für die Rettung seines besten Freundes auf sich nahm. Hier schlossen sich sechs Kettenglieder zusammen, um einem siebten völlig unbekannten Menschen die Erfüllung seiner Träume zu ermöglichen. Das ist das gemeinsame Geheimnis der «Kette des Gehens» und der «Kette des Gebens». Der Impuls (das Geschenk) muss weitergegeben werden, damit es im Leben richtig läuft.

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Foto: Kataleya von Rosenberg

Wir standen kurz vor unserer Abreise in Putre und wollten den letzten Tag gebührend abschließen, indem wir gemeinsam mit den anderen Hostelgästen einen Ausflug an die heißen Thermalquellen Putres unternahmen. Hier entstand auch das Foto, welches Du zu Beginn des Beitrages gesehen hast. Kata und ich suhlten uns im warmen Heilschlamm der Quellen und ließen unsere etwas matten Körper zwischen Wasser und Sonnenstrahl treiben. Uns ging es gut. Wir unterhielten uns über die Ereignisse der vergangenen Woche, über die «Kette des Gebens», über unsere neuentdeckten Erkenntnisse, über Kuri und unseren geglückten Plan. Dabei fiel uns auf, dass wir uns auf einmal nicht mehr schlecht fühlten, all die vorherigen Geschenke erhalten zu haben. Warum? Weil wir jetzt zur Gruppe der Weitergebenden dazu gehörten.

In diesem Zusammenhang verstehen wir vielleicht auch alle, warum sich jene Menschen langsam selbst zerstören, welche man im Allgemeinen als „Geizhälse“ bezeichnet. In ihrem Versuch die Geschenke des Lebens ausschließlich für sich zu behalten, unterbrechen sie die «Kette des Gebens» und stauen die Energie bei sich an. Damit erleiden sie dasselbe Schicksal, wie das Hüftgelenk, wenn es stocksteif und geizig jeden Impuls in sich aufnimmt ohne ihn an den Rücken weitergeben zu wollen. Langsam aber sicher zerstört sich das Gelenk selbst, weil es die Lasten des Gehens nicht mehr ertragen kann. Wieviel Weisheit doch im Alltäglichen verflochten ist und wieviel Freude es bereitet sie zu entdecken.

Wir spürten, dass unsere Zeit in Putre zu Ende ging, weil wir gelernt hatten, was wir lernen sollten. Gehen und Leben lehrten uns den Herzensschritt, die «Kette des Gehens» und die «Kette des Gebens».

Nun begriffen wir, …

  1. … dass man nur dann richtig geht und lebt, wenn man es mit dem Herzen macht!
  2. … dass durch den Herzensschritt (Ballengang) jedes Gelenk die Chance bekommt, ein Teil der «Kette des Gehens» zu werden.
  3. … und dass es weniger wichtig ist etwas zurückzugeben, als vielmehr etwas weiterzugeben, da nur so eine «Kette des Gebens» entstehen kann.

Und Du hast vielleicht gelernt, dass Du dem Ballengang eine Chance gibst, ….

  1. … um Dir selbst nicht ständig auf den Sack zu gehen.
  2. … um allen Gelenken die Möglichkeit zu geben ein Teil der «Kette des Gehens» zu werden.
  3. … um den Impuls des Gehens zu mindern und alle Gelenkköpfe vor den bösen Gelenkbratpfannen zu schützen.
  4. … um das «Tiefkühllachs-Becken» wieder aufzutauen und damit dem «Pinguin-Fregatten-Phänomen» entgegen zu wirken.
  5. … und um den Rücken und das Köpfchen wiederaufzurichten, damit der Impuls des Gehens ungestört vom großen Zeh bis in den Scheitel wandern kann, die Mundwinkel auf seinem Weg nach oben zieht, schwere Gedanken verschwinden lässt und den Körper ungehindert verlassen kann.

Ballengang, Hüftschwung, Armschwung, Kopf hoch, Lächeln und die Geschenke des Lebens weitergeben. Ganz simpel. Und doch so schwer. Probiere es aus und schwebe durchs Leben.

Es sind diese grundlegenden Schritte des richtigen Gehens, in welche das Leben seine Wahrheiten gewebt hat, damit jeder Mensch die Chance hat sie zu erkennen und seinem eigenen Leben eine neue Tiefe und Bedeutung zu verleihen und anderen Menschen die Lasten des Lebens etwas zu erleichtern.


Des Lebens tiefste Wahrheiten
Verwebte es in Raum und Zeit.
Bis endlich kommt ein Menschenkind
Und furchtlo
s sie befreit.
Jonathan von Rosenberg